Ist ein Kostenvoranschlag ohne Unterschrift gültig?

Gültigkeit eines Kostenvoranschlags ohne Unterschrift

Ein Kostenvoranschlag ohne Unterschrift kann durchaus gültig sein. Entscheidend ist nicht die Form allein, sondern ob es zu einer Willenserklärung kommt, aus der sich ein Auftrag ableiten lässt. Wird ein schriftlicher Kostenvoranschlag per E-Mail übermittelt und stimmen Sie später der Reparatur zu, sei es mündlich oder durch das Überlassen des Fahrzeugs, liegt eine konkludente Zustimmung vor. Auch ohne Unterschrift kann also ein wirksamer Vertrag entstehen.

Wann ein Kostenvoranschlag verbindlich ist

Ein Kostenvoranschlag kann unverbindlich oder verbindlich sein. Ein unverbindlicher Voranschlag dient in erster Linie der Orientierung über mögliche Kosten. Er verpflichtet zu nichts, solange keine ausdrückliche Zustimmung erfolgt. Ein verbindlicher Kostenvoranschlag wird jedoch Bestandteil eines Werkvertrags, sobald Sie ihn annehmen, durch Unterschrift, mündliche Zustimmung oder schlüssiges Verhalten.

Unterschiede bei der Form: Mündlich, schriftlich, digital

Ein Kostenvoranschlag kann in unterschiedlichen Formen erstellt werden, mündlich, schriftlich oder digital. Ein mündlicher Voranschlag ist rechtlich wirksam, allerdings im Streitfall schwer zu beweisen. Schriftliche Kostenvoranschläge, ob auf Papier oder als PDF per E-Mail, bieten mehr Sicherheit. Auch ein digital erteilter Kostenvoranschlag per E-Mail ist juristisch gültig, sofern nachvollziehbar ist, dass er empfangen und nicht widersprochen wurde.

Was tun bei Streit um einen nicht unterschriebenen Kostenvoranschlag?

Kommt es zu Unstimmigkeiten, weil etwa eine Werkstatt eine Reparatur in Rechnung stellt, die Sie gar nicht ausdrücklich beauftragt haben, sollten Sie zunächst die Kommunikation dokumentieren. Gab es ein Gespräch, eine E-Mail oder eine telefonische Zusage? Lag ein Fahrzeugschlüssel in der Werkstatt? Solche Details entscheiden oft über die rechtliche Einschätzung.

Falls keine Zustimmung gegeben wurde und die Werkstatt dennoch Reparaturen vorgenommen hat, kann es sein, dass Sie nicht oder nur teilweise zur Zahlung verpflichtet sind. In solchen Fällen ist es ratsam, frühzeitig das Gespräch mit der Werkstatt zu suchen, am besten schriftlich.

Tipps zur Absicherung für Werkstatt und Kunde

Damit es gar nicht erst zu Streitfällen kommt, empfehlen wir: Lassen Sie sich den Kostenvoranschlag schriftlich geben, prüfen Sie die enthaltenen Leistungen und bestätigen Sie diesen nur dann, wenn Sie wirklich zustimmen. Idealerweise erfolgt die Freigabe ebenfalls schriftlich, ob per Unterschrift, E-Mail oder Bestätigung über einen digitalen Kanal. Werkstätten sind gut beraten, die Zustimmung zu dokumentieren, um Missverständnisse zu vermeiden.

Sonderfall: Unverbindlicher Kostenvoranschlag mit Preisabweichung

Ein häufiger Streitpunkt ist die preisliche Abweichung zwischen Voranschlag und tatsächlicher Rechnung. Bei einem unverbindlichen Kostenvoranschlag darf die Werkstatt den genannten Preis in einem gewissen Rahmen überschreiten, in der Regel um bis zu 20 Prozent. Liegt die Endsumme deutlich darüber, muss sie den Kunden vorher informieren und eine neue Zustimmung einholen. Erfolgt dies nicht, kann der Kunde die Zahlung verweigern oder auf den ursprünglichen Betrag bestehen.

Rolle des Kfz-Gutachters bei Unstimmigkeiten

Wenn Unklarheit darüber besteht, ob eine Reparatur beauftragt war oder die Rechnung gerechtfertigt ist, kann ein unabhängiger Kfz-Sachverständiger helfen. Wir prüfen den Ablauf, analysieren die Kosten und vergleichen die Leistungen mit dem ursprünglichen Kostenvoranschlag. Ein KFZ Gutachten kann helfen, die eigene Position zu stärken, sei es im Gespräch mit der Werkstatt oder im Rahmen eines rechtlichen Verfahrens.